Aufmerksamkeitsdefizit-/
Hyperaktivitätsstörung

Die ADHS ist eine neuronale Entwicklungsstörung , für die folgende diagnostische Kriterien relevant sind:

Unaufmerksamkeit

  • Flüchtigkeitsfehler
  • mangelnde Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit
  • Schwierigkeiten beim Folgen von Erklärungen
  • Organisation beeinträchtigt
  • geringeres Durchhaltevermögen → Aufgaben werden nicht beendet
  • Verlegen von Gegenständen

Überaktivität

  • Zappeln (Hände& Füße)
  • stilles Sitzenbleiben kaum möglich (Aufstehen im Unterricht)
  • unnötig laut bei Aktivitäten (z.B. Spielen)
  • exzessive motorische Aktivität (von außen nicht beeinflussbar)

Impulsivität

  • Herausplatzende Antworten
  • Schwierigkeiten mit Warten (z.B. in Reihe)
  • Unterbrechung im Gespräch
  • exzessives Reden (ohne auf soziale Einschränkungen zu reagieren)

Erscheinungsbilder:

  • vorwiegend unaufmerksam 
  • vorwiegend hyperaktiv-impulsiv
  • gemischtes Erscheinungsbild

Die Erstmanifestation sollte spätestens bis zum 12. Lebensjahr erfolgen. Die Erscheinungsbilder können sich im Laufe des Lebens verändern.

Vorsicht:

Aufmerksamkeitsdefizit beschreibt kein erhöhtes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit!

Ursachen

Insgesamt scheint ADHS multikausal. Es liegen Erkenntnisse vor, die darauf hinweisen, dass ein signifikanter genetischer Einfluss besteht. Insbesondere wird eine Störung im Dopamin- und Noradrenalinsystem als maßgebliche Ursache für ADHS beschrieben.

 

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass eine Verkleinerung eines Teil des Kleinhirns vorliegt, welcher für die Regulation von Emotionen, das Treffen von Entscheidungen und die feinmotorische Koordination verantwortlich ist. 

 

Des Weiteren gibt es eine Beeinträchtigung im präfrontalen Cortex, der die exekutiven Funktionen steuert. Diese Beeinträchtigung wird als exekutive Dysfunktion bezeichnet und hat Einfluss auf folgende Aspekte:

  • Planung, Priorisierung
  • Selbstorganisation
  • Motivation 
  • Dinge anfangen, durchhalten, beenden
  • Aufmerksamkeit aufbauen/behalten
  • Impulsivität
  • emotionale Regulation
  • soziale Interaktion
  • mentale Flexibilität (Schwarz-Weiß-Denken, Grübeln)
  • Arbeitsgedächtnis
  • Zeitmanagement

weitere Phänomene

Abweichend von den diagnostischen Kriterien kann ADHS  so aussehen:

*Diese Angaben stellen keine diagnostischen Kriterien dar und liefern keine definitive Aussage darüber, ob eine AD(H)S vorliegt oder nicht.

ADHS als Spektrum

Der Begriff "Spektrum" wird heutzutage nicht nur im Kontext der Autismus-Spektrum-Störung verwendet, sondern auch ADHS wird von zahlreichen Fachleuten als ein Spektrum betrachtet. Dies liegt daran, dass die Symptome von ADHS bei jedem Individuum in unterschiedlicher Ausprägung auftreten und sich auf vielfältige Weise manifestieren können.

Diagnostik

Modediagnose

Es wird oft behauptet, dass ADHS eine bloße Modeerscheinung sei. Diese Annahme ist jedoch falsch und irreführend. Es ist richtig, dass ADHS heutzutage häufiger diagnostiziert wird. Diese Zunahme der Diagnosen ist jedoch nicht auf einen Trend zurückzuführen, denn Betroffene werden einer gründlichen diagnostischen Untersuchung unterzogen. Es gibt mehrere Gründe für das vermehrte Auftreten von ADHS:

  • es gibt bessere Aufklärung über ADHS was zu einer erhöhten Sensibilisierung und Wahrnehmung führt
  • Zudem wird ADHS mittlerweile auch bei Mädchen und Frauen berücksichtigt, was zuvor oft vernachlässigt wurde
  • auch bei Erwachsenen vermehrt ADHS-Symptome erkannt und diagnostiziert. 

Es ist wichtig zu betonen, dass ADHS nicht länger als eine reine "Krankheit bei kleinen Jungs" angesehen wird. Die Forschung und das Verständnis für dieses Thema hat sich weiterentwickelt. Menschen jeden Alters und Geschlechts können betroffen sein. Insgesamt ist es entscheidend, dass wir uns von der Vorstellung einer Modediagnose distanzieren und anerkennen, dass ADHS existiert.

Selbstdiagnose

Selbstdiagnosen auf Social Media Plattformen werden zunehmend kritisiert. Aus meiner fachlichen Expertise heraus halte ich Selbstdiagnosen für legitim, da sie häufig als Ausgangspunkt für viele Menschen dienen. Die Wartezeiten für eine offizielle Diagnose sind oft lang, weshalb es verständlich ist, dass Menschen sich selbst diagnostizieren und ihr Verhalten sowie Denken entsprechend anpassen, um besser mit ihren vorherigen Schwierigkeiten umzugehen.

Es sollte jedoch beachtet werden, dass man sich nicht zu stark identifiziert, da ADHS eine individuelle Erkrankung ist. Es gibt nicht DIE Person, die ADHS repräsentiert. Zudem wissen wir oft nicht, ob es möglicherweise Komorbiditäten bei der betreffenden Person auf Social Media gibt, sodass die gleichen Symptome auch andere Ursachen haben können. Es ist wichtig, diese Aspekte zu berücksichtigen und sich auf eine fundierte Diagnose durch Fachleute zu verlassen.

Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Selbstdiagnosen in sehr vielen Fällen zutreffend sind und die Diagnose tatsächlich gestellt werden kann.

Diagnostik

Das diagnostische Verfahren umfasst ein anfängliches Screening, welches präzise Informationen bezüglich einer möglichen Verdachtsdiagnose liefert und die Notwendigkeit einer weiterführenden Untersuchung aufzeigt. 

Zur Durchführung dieses Verfahrens kommen Instrumente wie die Anamnese, Selbstbewertungsfragebögen sowie eine präzise körperliche Untersuchung und Blutentnahme (Drogenscreening) zum Einsatz. 

Bestätigt das Screening den Verdacht, erfolgt die eigentliche Diagnostik, bei der erneut eine umfassende Batterie an Fragebögen verwendet wird. Zusätzlich wird eine differenzierte Diagnostik durchgeführt, insbesondere im Hinblick auf Persönlichkeitsstörungen, speziell Borderline, Autismus und Depressionen.

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