Autismus-Spektrum-Störung
(ASS)

Autismus ist eine tiefgreifende, bzw. neuronale Entwicklungsstörung , für die folgende diagnostische Kriterien* relevant sind:

Defizit in Kommunikation/ Interaktion

  • Defizite der sozial-emotionalen Reziprozität → soziale Annäherung auf ungewöhnliche Weise & Fehlen von normaler, wechselseitiger Konversation, über Verringertes Teilen von Interessen, Emotionen und Affekten bis hin zu völligem Fehlen von sozialer Interaktion (Initiierung oder Erwiderung)
  • Defizite nonverbalen kommunikativen Verhaltens in soz. Interaktion → von schlecht integrierter verbaler und nonverbaler Kommunikation über Abweichungen in Blickkontakt und Körpersprache oder Gesichtsausdrücken & nonverbaler Kommunikation
  • Defizite , soziale Beziehungen in einer Weise zu entwickeln & aufrechtzuerhalten, die Entwicklungsstand entspricht (ausgenommen Bezugspersonen) → von Schwierigkeiten Verhalten an sozialen Rahmen anzupassen , über Schwierigkeiten, sich in Rollenspielen mit anderen hineinzuversetzen oder Freundschaften zu schließen , bis hin zu offensichtlich fehlendem Interesse an Menschen

Repetitive Verhaltensweisen, Interessen & Aktivitäten

  • Stereotype oder repetitive Sprache, Bewegungen, Verwendung von Gegenständen → Echolalie, idiosynkratische Phrasen (benutzen von selbst erfundenen Wörter, Bevorzugung von speziellen Ausdrucksweisen & umständliche Beschreibungen) 
  • Übermäßiges Einhalten von Routinen, ritualisierte Muster an verbalem und nonverbalem Verhalten oder übermäßiger Widerstand gegen Veränderungen 
  • Fixierung auf sehr eingeschränkte Interessen , die in Intensität oder Thema ungewöhnlich sind
  • Über- oder Unterempfindlichkeit aus sensorische Reize oder ungewöhnliches Interesse an sensorischen Aspekten der Umgebung


 

* nach DSM-5

  • Symptome müssen in früher Kindheit vorhanden sein, können sich aber erst dann voll manifestieren, wenn die sozialen Anforderungen die beschränkten Fähigkeiten übersteigen, oder später im Leben durch erlernte Strategien versteckt sein
  • Die Symptome führen zu klinisch bedeutsamer Beeinträchtigung im sozialen, beruflichen oder anderen aktuell wichtigen Funktionsbereichen
  • Die Symptome lassen sich nicht durch geistige Behinderung oder globale Entwicklungsstörung erklären. Geistige Behinderungen und Autismus kommen oft gleichzeitig vor.

zusätzliche Spezifizierungen und Hilfegrade

Es wird zusätzlich spezifiziert, ob es z.B. Intelligenzminderungen gibt oder die Sprachfähigkeit betroffen ist. Außerdem wird zusätzlich unterteilt, welchen Hilfegrad die autistische Person benötigt.

Die oben genannten Kriterien beziehen sich auf die DSM-V, den Diagnosekatalog, der in den USA verwendet wird. In Deutschland hingegen wird die ICD (International Classification of Diseases) angewendet. Derzeit verwenden wir die ICD-10, die eine Unterteilung in frühkindlichen Autismus, atypischen Autismus und das Asperger-Syndrom vorsieht.

 Angesichts der bevorstehenden Einführung der ICD-11 möchte ich mich aber von einer detaillierten Beschreibung der ICD-10-Kriterien abgrenzen und mich auf die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) konzentrieren, wie sie dann auch in der ICD- 11 namentlich genannt wird. Die ICD-11 wird sich an der DSM-V orientieren, jedoch auf die Einteilung in Hilfegrade verzichten. Weitere Details folgen mit Erscheinung der 11. Ausgabe.

Klassifikation:

Ursachen

Die genauen Ursachen für eine ASS sind noch nicht genau erforscht. Jedoch geht man stark von einer überwiegend biologischen Ursache aus.

Auch hier gibt es wieder einen multikausalen Hinweis auf:

  • Gehirn (neurobiologische Andersartigkeit)
  • Genetik
  • Umwelt (geringes Geburtsgewicht, Kontakt mit Schwermetallen etc.)

→ Die Masern-Impfung , sowie "falsche" Erziehung sind KEINE Risikofaktoren für Autismus!

Mythen und Stereotype

Über Autismus gibt es viele Mythen und Stereotype, die so nicht der Realität entsprechen. Das sind unter anderem diese:

Autismus als Spektrum

Autismus verläuft nicht linear und es kann keine Aussage über den Schweregrad getroffen werden. Die Symptomkonstellationen sind sehr vielfältig und sind individuell unterschiedlich ausgeprägt. So gibt es den Spruch "kennst du einen Autsiten, kennst du genau einen Autisten". Es gibt also nicht die eine Person, die stellvertretend alle AutistInnen repräsentieren kann.

Diagnostik

Modediagnose

Auch Autismus gilt seit vielen Jahren als Modeerscheinung. Doch genau wie bei ADHS ist dies nicht korrekt. Warum das so ist, kannst du nochmal hier unter dem selben Stichpunkt nachlesen.

Selbstdiagnose

Hier gilt auch wieder das, was ich unter der ADHS-Seite zu diesem Stichpunkt geschrieben habe. Gerade im Bereich der Kinder , die zusätzlich eine PDA-Symptomatik aufweisen, gibt es nicht selten den Verdacht , dass die Eltern unter dem sogenannten Münchhausen by proxy syndrom leiden würden. Ich möchte an dieser Stelle dafür sensibilisieren, dass es natürlich nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, aber die Eltern dringend gehört und ernst genommen werden dürfen, wenn sie einen Autismus- oder PDA-Verdacht haben! (selbiges gilt natürlich auch für ADHS)

Diagnostik

Das diagnostische Verfahren umfasst ein anfängliches Screening, welches präzise Informationen bezüglich einer möglichen Verdachtsdiagnose liefert und die Notwendigkeit einer weiterführenden Untersuchung aufzeigt. 

Zur Durchführung dieses Verfahrens kommen Instrumente wie die Anamnese, Selbstbewertungsfragebögen (bzw. Beobachtungen der Eltern) sowie eine präzise körperliche Untersuchung zum Einsatz.

Bestätigt das Screening den Verdacht, erfolgt die eigentliche Diagnostik.

Hier sind im Kinder- und Jugendbereich  der ADOS (Diagnostisches Beobachtungsschema) und ADI-R  (diagnostisches Interview über Spielverhalten, Kommunikation, Sprache, Entwicklung, Interessen, repetitives Verhalten) sogenannter Goldstandard.

Für die Diagnostik bei Erwachsenen gibt es derzeit keinen Standard. (Wer hier Selbsttests machen möchte , kann auf dieser Seite erste Hinweise erlangen *)

 

 

*Dies dient rein der eigenen Orientierung und soll keine fachliche Diagnostik ersetzen!

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